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2.2 Zweite Lebensgeschichte

Ich war in der geschlossenen Psychiatrie. Ich wurde gegen meinen Willen fixiert. Über Stunden, Tage, Wochen. Fixiert heißt, dass meine Beine in Schlingen waren, das mein Becken festgeschnallt wurde und meine Hände daran fixiert wurden. Ich wollte das nicht, habe mich dagegen gewehrt. Das hat alles nur noch schlimmer gemacht. An manchen Tagen durfte ich nicht aufstehen. Ich durfte nicht duschen, nicht selber zur Toilette, nicht mal selber essen. Auch das Essen war schwierig. Ich lebe vegetarisch. Darauf wurde keine Rücksicht genommen. Ich wurde gefüttert, weil man der Meinung war nicht mal einen Arm aus der Fixierung befreien zu können.

Ich habe das Essen verweigert, denn es war immer wieder Fleisch dabei, was für mich nicht akzeptabel war. Die Konsequenz daraus war dann, dass ich mit einer Nasensonde zwangsernährt wurde. Ich war wütend, ich hatte Angst und ich habe mich nicht verstanden und respektiert gefühlt. Nicht nur das essen war schwierig, auch gab es Zeiten zu denen ich nicht Duschen gehen durfte, in denen ich nicht mal aus der Fixierung gelöst wurde und von männlichen Pflegepersonal gewaschen wurde. Ich war ein junges Mädchen und schwer traumatisiert. Ich hatte große Angst vor Männern.
Das letzte was ich gebraucht habe waren erneute Grenzverletzungen. Das hat alles nur viel schlimmer gemacht. Ich wurde noch wütender, tobte noch mehr. Das hat dann dafür gesorgt, dass alles immer strenger wurde.
Es fand kaum Therapie statt, nur Medikamente gab es sehr regelmäßig. Ich wusste nicht was, ich wurde nicht aufgeklärt oder beraten. Auch Therapiegespräche gab es kaum. So etwas darf nicht sein.